Ein Nachlassverwalter kann dabei helfen, einen Nachlass reibungslos abzuwickeln. Erben wählen die Option der Nachlassverwaltung, wenn das Erbe sehr unübersichtlich ist oder wenn es überschuldet ist.
Die Kosten für die Nachlassverwaltung tragen die Erben. Die Vergütung erfolgt entweder durch eine Pauschale prozentual nach der Höhe des Nachlasses oder nach tatsächlichem Aufwand und Stundenhonorar. Der Nachlassverwalter wird vom Nachlassgericht eingesetzt.
Bedeutung der Nachlassverwalter im Erbfall
Ein Erblasser kann per Testament verfügen, dass sein Nachlass durch einen Nachlassverwalter geregelt wird. Damit kann er den Erben die Arbeit erleichtern.
Bei einem umfangreichen und komplexen Nachlass kann ein Nachlassverwalter die Erbengemeinschaft damit unterstützen, den Nachlass abzuwickeln, zu verwalten und gerecht zu verteilen. Auch wenn sich neben dem Vermögen noch Schulden im Nachlass befinden, ist ein Nachlassverwalter empfehlenswert.
Die umfassenden Aufgaben eines Nachlassverwalters
Welche Aufgaben für einen Nachlassverwalter anfallen, ist von Erbfall zu Erbfall verschieden. Zu den Hauptaufgaben in der Nachlassverwaltung gehören folgende Tätigkeiten:
- Erstellung eines Nachlassverzeichnis, in dem das gesamte Vermögen aus dem Nachlass enthalten ist
- Erfassung der Verbindlichkeiten des Erblassers in einem Schuldenverzeichnis
- Bei Ehepaaren: Trennung des Nachlass vom Vermögen des überlebenden Ehepartners
- Erfüllen von Ansprüchen von Gläubigern aus der Vermögensmasse
- Verteilung des Vermögens an die rechtmäßigen Erben gemäß gesetzlicher Erbfolge oder Testament
Erstellung eines Nachlassverzeichnisses
In einem umfangreichen Erbfall beginnt die Nachlassverwaltung mit einer Bestandsaufnahme. Eine der ersten Aufgaben des Nachlassverwalters ist es, ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Dieses Verzeichnis beinhaltet alle Vermögenswerte, wie:
- Barvermögen
- Bankvermögen
- Wertpapiere, Aktien, Depots
- Immobilien
- Fahrzeuge
- Kunstgegenstände
- Schmuck
- Firmenanteile und Beteiligungen
- etc.
Erst wenn das Nachlassverzeichnis komplett ist, kann die Höhe des gesamten Erbes ermittelt werden. Ideal ist es, wenn das Nachlassverzeichnis den Wert der einzelnen Posten zusammengefasst enthält. Details finden in einem Anhang Platz.
Begleichung der Nachlassverbindlichkeiten
Im Nachlass des Verstorbenen können sich auch Schulden befinden und er kann gegenüber Dritten Verbindlichkeiten haben. Daher gehört es zur Nachlassverwaltung, die offenen Forderungen zu begleichen bzw. an die Erben zu übertragen. Eine offene Arztrechnung ist direkt zu begleichen. Der Kredit für eine Immobilienfinanzierung kann auch später von einem der Erben übernommen und fortgeführt werden. Allerdings müssen die offenen Raten auch während der Erbauseinandersetzung bwz. der Nachlassverwaltung beglichen werden.
Erstellung eines Schuldenverzeichnis
In manchen Fällen beauftragen die Gläubiger des Verstorbenen einen Nachlassverwalter, wenn dieser verschuldet war. Das soll für die Gläubiger sicherstellen, dass ihre Forderungen bei der Verteilung des Erbes berücksichtigt werden. In solchen Fällen erstellt ein Nachlassverwalter nicht nur ein Nachlassverzeichnis, sondern auch ein Schuldenverzeichnis, in dem alle Verbindlichkeiten aufgelistet sind.
Trennung von Nachlass und Vermögen des Ehepartners
War der Erblasser verheiratet, kommt es auf den Güterstand der Ehe an, wie das Vermögen zu bewerten ist. Im Güterstand der Gütergemeinschaft gilt nämlich das Vermögen als Gesamtgut und die Hälfte fällt im Todesfall automatisch an den überlebenden Ehepartner. Zusätzlich erhält er ein Viertel des Vermögens als Erbe.
Bei der Zugewinngemeinschaft, die in Deutschland unter Ehepaaren als Standard gilt, sind die Vermögen der Ehepartner getrennt. Das Vermögen des Verstorbenen ist aber auf jeden Fall in ein Nachlassverzeichnis einzutragen.
Verteilung des Erbes an rechtmäßige Erben
Ist der Nachlass gesichtet, ist alles in ein Nachlassverzeichnis eingetragen und sind die Verbindlichkeiten gegenüber Dritten beglichen, kann der Nachlass an die rechtmäßigen Erben verteilt werden. Das kann per gesetzlicher Erbfolge oder per Testament geschehen. Besteht eine Erbengemeinschaft, kann der Nachlassverwalter die Mitgliedern bei der Erbauseinandersetzung beraten.
Die Qualifikation und Auswahl geeigneter Nachlassverwalter
Meistens übernehmen Rechtsanwälte und Notare die Aufgabe der Nachlassverwaltung. Es ist von Vorteil, wenn der Nachlassverwalter sich im Erbrecht auskennt und weiß, welche Vorgänge im Rahmen der Erbauseinandersetzung wichtig sind. Ein Nachlassverwalter kann aber auch eine Privatperson sein, die das Vertrauen der Erben genießt bzw. vom Erblasser explizit im Testament erwähnt wurde.
Zahlreiche Nachlasspfleger sind im Bund deutscher Nachlasspfleger (BDN) organisiert. Der Bund hat etwa 330 Mitglieder. Diese stehen den Nachlassgerichten in ganz Deutschland zur Verfügung. Es gibt dabei drei Abstufungen:
- Mitglied im Bund deutscher Nachlasspfleger (BDN)
- Geprüfter Nachlasspfleger
- Zertifizierte Nachlasspfleger.
Kosten für Nachlassverwalter: Einflussfaktoren und Bezahlung
Je nach Umfang des Erbes kann die Nachlassverwaltung eine komplexe Aufgabe sein. Dementsprechend hoch können die Kosten für den Nachlassverwalter sein.
Festlegung der Vergütung durch das Nachlassgericht
Die Kosten für den Nachlassverwalter stehen nicht von Anfang an fest. Sie richten sich danach, wie komplex die Nachlassverwaltung ist. Allerdings legt das Nachlassgericht bei der Beauftragung fest, wie das Honorar des Nachlassverwalters aussehen soll. Es richtet sich nach der Komplexität und der Fachkenntnis des Nachlassverwalters. Die Vergütung kann folgendermaßen festgelegt werden:
- Vergütung nach tatsächlichem Aufwand und Stundensatz
- Eine pauschale Vergütung anhand des Nachlasswerts
Verhältnis von Nachlasswert zu Verwalterhonorar
Der Nachlasswert und die Kosten für den Nachlassverwalter müssen in einem Verhältnis zueinander stehen. § 1987 BGB regelt, dass der Nachlassverwalter für seine Arbeit angemessen vergütet werden muss. Andererseits ergibt es keinen Sinn, wenn ein großer Teil des geerbten Vermögens genutzt werden muss, um die Nachlassverwaltung zu bezahlen.
Übernahme der Kosten bei geringem Erbe durch den Staat
Ist bei einem geringen Erbe die Nachlassverwaltung nötig geworden, kann es sein, dass der Staat die Kosten für den Nachlassverwalter übernimmt.
Nachlassverwalter vs. Testamentsvollstrecker: Aufgaben und Kompetenzen
Sowohl ein Nachlassverwalter als auch ein Testamentsvollstrecker oder ein Nachlasspfleger können sich um die Nachlassverwaltung kümmern. Die konkreten Aufgaben unterscheiden sich jedoch voneinander.
Aufgaben des Testamentsvollstreckers
Ein Testamentsvollstrecker hat die Aufgabe, den letzten Willen des Verstorbenen umzusetzen. Er wird in der Regel vom Erblasser ausgewählt und im Testament benannt. Ein Erblasser kann einen Testamentsvollstrecker zum Beispiel einsetzen, um seinen letzten Willen abzusichern. Das ist wichtig, wenn es ein Vermächtnis gibt oder das Erbe an Auflagen gebunden ist. Auch wenn das Erbe an Minderjährige geht, kann ein Testamentsvollstrecker in der Nachlassverwaltung eine wichtige Rolle spielen.
Ferner kann er dabei unterstützen, das Erbe gerecht aufzuteilen und die Nachlassverwaltung zu vereinfachen. Das ist insbesondere dann angeraten, wenn die Erben zerstritten sind oder an verschiedenen Orten leben.
Die Nachlasspflegschaft
Die Nachlasspflegschaft ist zu beantragen, wenn die Erben nicht bekannt sind. Ein Nachlasspfleger übernimmt in diesem Fall die gesetzliche Vertretung der Erben. Er kümmert sich um die anfallenden Aufgaben, bis die Erben ermittelt sind. Können keine Erben ermittelt werden, geht der Nachlass an das Bundesland, in dem der Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte. Das deutsche Recht sieht vor, dass es keinen Nachlass ohne Erben geben darf.
Digitale Aspekte der Nachlassverwaltung
Immer mehr Menschen hinterlassen heute nach ihrem Tod nicht nur Vermögenswerte, sondern auch einen digitalen Nachlass. Dabei handelt es sich vor allem um Social-Media-Accounts bei Facebook, Instagram, LinkedIn, Twitter und Co. Die Gesetzgebung in Deutschland hat festgelegt, dass diese Accounts ebenso zum Nachlass zählen wie Geldvermögen oder eine Immobilie. Sie können jedoch bereits zu Lebzeiten eine Person ihres Vertrauens beauftragen, sich nach Ihrem Tod um die digitale Nachlassverwaltung zu kümmern.
Vorteile einer Nachlassverwaltung für Erben und Gläubiger
Natürlich müssen Erben mit Kosten für einen Nachlassverwalter rechnen. Andererseits hat die professionelle Nachlassverwaltung zahlreiche Vorteile. Gerade bei einem komplexen Erbfall oder wenn ein vermögender Mensch überraschend und ohne Testament verstorben ist, kann der Nachlassverwalter eine große Unterstützung in einer emotional schwierigen Zeit sein.
Entlastung der Erben von Verwaltungsaufgaben
Ein Todesfall in der Familie ist mit vielen Aufgaben verbunden. Gerade, wer sich zum ersten Mal in seinem Leben um ein Erbe kümmern muss, kann dabei schnell überfordert sein. Den meisten Menschen ist nicht klar, welche Fristen und Vorgaben es gibt. Da hilft ein Nachlassverwalter bei Aufgaben, wie einen Erbschein zu beantragen oder ein Nachlassverzeichnis zu erstellen.
Haftungsbeschränkung und Schutz des Privatvermögens
Manchmal ist es für Erben nicht klar, wie sich die finanzielle Situation des Erblassers darstellt. Wenn Sie den Verdacht haben, dass eine Erbschaft mit hohen Schulden belastet sein könnte, ist es empfehlenswert, sich für eine Nachlassverwaltung zu entscheiden. Sobald Sie einen Nachlassverwalter beauftragen, haften Sie nicht mehr mit Ihrem persönlichen Vermögen für die Schulden. Ihre Haftung beschränkt sich dann nur noch auf den Nachlass. Aus diesem werden die Schulden beglichen. Wenn noch Geld übrig bleibt, nachdem Sie die Kosten für den Nachlassverwalter bezahlt haben, geht das Geld an die Erben.
Fazit zu Kosten für Nachlassverwalter
Die Kosten für einen Nachlassverwalter hängen von der Komplexität des Erbes ab. Die Kosten werden durch das Nachlassgericht bestimmt. Entweder wird ein Stundensatz vereinbart oder es gibt eine pauschale Aufwandsentschädigung, die an der Höhe des Erbes bemessen wird.
Gerade bei einem überschuldeten Erbe sorgt ein Nachlassverwalter dafür, dass die Erben nicht mit ihrem persönlichen Vermögen für die Schulden des Erblassers haften müssen.
FAQs zu Kosten für Nachlassverwalter
Wie hoch sind die Kosten für einen Nachlassverwalter?
Das hängt vom Umfang des Erbes und dem Aufwand für den Nachlassverwalter ab. Oft wird eine Pauschale vereinbart, die sich nach dem Nachlasswert richtet.
Wie werden die Gebühren für einen Nachlassverwalter berechnet?
Die Kosten werden entweder nach dem tatsächlichen Aufwand in Stunden oder durch eine Pauschale vergütet.
Welche Leistungen erbringt ein Nachlassverwalter?
Er kümmert sich um die Erstellung eines Nachlassverzeichnisses, befriedet Forderungen von Gläubigern aus dem Nachlass und unterstützt bei der Verteilung des Erbes.
Wann ist die Beauftragung eines Nachlassverwalters notwendig?
Erben können bei einem unübersichtlichen und verschuldeten Erbe einen Nachlassverwalter beauftragen. Ebenso können Nachlassgläubiger auf einem Nachlassverwalter bestehen und diesen für die Verwaltung des Erbes beauftragen.
Wer trägt die Kosten für den Nachlassverwalter?
Die Kosten für den Nachlassverwalter tragen die Erben. Bei einem sehr geringen Nachlasswert kommt manchmal auch der Staat für die Kosten auf.