Vor allem, wenn es keine direkten Nachkommen gibt, erben Geschwister das Vermögen eines Erblassers. Doch der Freibetrag für die Erbschaftssteuer beträgt bei Geschwisters nur 20.000 Euro. Welche Möglichkeiten es gibt, diesen Freibetrag zu optimieren, beschreibt dieser Beitrag.
Die Grundlagen des Erbschaftssteuer Freibetrags für Geschwister
Die Erbschaftssteuer ist im Erbschaftssteuer- und Schenkungsgesetz (ErbSchG) geregelt. Dort ist genau definiert, bei welchem Verwandtschaftsgrad, welche Freibetrag bei der Erbschaftssteuer gilt. Liegt der Anteil des Erbes, den ein Bruder oder Schwester erbt, unter dem Freibetrag, fällt keine Erbschaftssteuer an. Während ein Ehepartner einen Freibetrag von 500.000 Euro zur Verfügung hat, fällt der Freibetrag für Geschwister mit 20.000 Euro vergleichsweise gering aus.
Was ist der Erbschaftssteuer Freibetrag?
Der Erbschaftssteuer Freibetrag ist eine Grenze, bis zu der ein Erbe steuerfrei ist. Erst bei einem Vermögen über der Freibetragsgrenze wird vom Finanzamt Erbschaftssteuer berechnet. Die Steuer wird dann nur auf den Teil des Vermögens berechnet, der oberhalb des Freibetrags liegt.
Welche Voraussetzungen gelten für die Inanspruchnahme?
Der Freibetrag für die Erbschaftssteuer ist im Gesetz definiert. Um ihn in Anspruch zu nehmen, ist kein Antrag nötig. Eine Meldung an das Finanzamt bzw. eine Abgabe einer gesonderten Erbschaftssteuererklärung ist in diesem Fall nicht nötig.
Die Bedeutung des Verwandtschaftsgrades
Der Verwandtschaftsgrad spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Versteuerung des Erbes geht. Einen Überblick über die Freibeträge gibt die Verwandtschaftsgrad Tabelle weiter unten. Geschwister sind in diesem Fall deutlich schlechter gestellt als etwa Ehepartner oder Kinder. Während Ehepartner 500.000 Euro als Freibetrag und Kinder 400.000 Euro als Freibetrag geltend machen können, sind es bei Geschwistern nur 20.000 Euro.
Erbrecht für Geschwister: Rechte und Pflichten
Mit Annahme des Erbes übernimmt jeder Erbe Rechten und Pflichten, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad. Erben Geschwister übernehmen sie etwa folgende Rechten und Pflichten:
- Erben müssen die offenen Rechnungen des verstorbenen begleichen
- Alle Verbindlichkeiten aus dem Nachlass gehen an den oder die Erben über
- Bei mehreren Erben besteht die Pflicht zur Erbauseinandersetzung
Erbberechtigung von Geschwistern nach der gesetzlichen Erbfolge
Geschwister haben in der gesetzlichen Erbfolge keine Priorität. Sie kommen erst dann ins Spiel, wenn andere nahe Verwandte verstorben sind. Folgende Personen haben Vorrang vor den Geschwistern:
- Ehepartner
- Kinder
- Enkel
- Eltern
- Großeltern
Nur wenn keine der genannten Verwandten mehr leben, erben Geschwister. Wie die Verwandtschaftsgrad Tabelle zeigt, ist der Freibetrag bei der Erbschaftssteuer entsprechend gering.
Ausschluss von der Erbfolge und Pflichtteilsregelungen
Angenommen, ein Erblasser hat ein Testament verfasst und darin seine Schwester zur Alleinerbin eingesetzt. Das ist rechtlich möglich. Hat der Erblasser jedoch eine Ehepartnerin und/oder Kinder, können diese ihren gesetzlichen Pflichtteil einfordern. Der Pflichtteil ist die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs. Die Schwester muss den pflichtteilberechtigten Erben ihren Pflichtteil auszahlen. Er wird auch bei der Höhe der Erbschaftssteuer berücksichtigt
Die aktuellen Freibeträge und Steuertarife im Überblick
Aktuell gelten bei der Erbschaftssteuer folgende Freibeträge:
- Ehepartner und eingetragene Lebenspartner: 500.000 Euro
- Kinder inklusive Stiefkinder, Adoptivkinder: 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern bereits verstorben sind): 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern noch leben): 200.000 Euro
- Großeltern, Eltern und Urenkel: 100.000 Euro
- Geschwister und deren Kinder (Nichten und Neffen): 20.000 Euro
- Stiefeltern, Schwiegerkinder, Schwiegereltern: 20.000 Euro
- Geschiedene und getrennte Ehepartner/Lebenspartner: 20.000 Euro
- Alle anderen Erben: 20.000 Euro
Steuersätze für Geschwister
Die Steuertarife richten sich nach der Steuerklasse. Während Eltern und Kinder in Steuerklasse I besteuert werden, gilt für Geschwister ebenso wie für Neffen und Nichten Steuerklasse II. Der Steuersätze richten sich nach der Höhe des Erbes.
- bis 75.000 Euro 15%
- bis 300.000 Euro 20%
- bis 600.000 Euro 25%
- bis 6 Mio Euro 30%
- bis 13 Mio. Euro 35%
- bis 26 Mio.Euro 40%
- über 26 Mio Euro 43%
Der Höchststeuersatz in Deutschland beträgt 50 %. Er fällt jedoch nur in Steuerklasse III ab einem Erbe von 26 Mio. Euro fällig.
Wie Vermögen und Erbschaften bewertet werden
Das Vermögen bei einer Erbschaft wird zum Zeitpunkt des Erbfalls bestimmt, also am Todestag des Erblassers. Das kann insbesondere bei Wertpapieren eine große Rolle spielen. Da deren Wert sich ständig ändern kann. Die Bewertung des Erbes spielt nicht nur für die Steuer eine Rolle, sondern auch schon bei der Berechnung der Kosten des Erbscheins.
Was zählt alles zum Erbe?
Zum Erbe zählen alle Vermögensgegenstände des Verstorbenen, etwa:
- Geld- und Barvermögen
- Vermögen auf Sparkonten
- Wertpapiere
- Immobilien
- Autos
- Wertvolle Kunstgegenstände
- Schmuck
- Eigentumsanteile
Die Summe des Gesamtvermögens ist maßgeblich, um die Erbschaftssteuer zu berechnen.
Bewertungsverfahren von unterschiedlichen Vermögensarten
Je nach Vermögenswert, kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, um später die Erbschaftssteuer berechnen zu können:
- Immobilien werden nach ihrem Verkehrswert berechnet
- Kunstobjekte, Schmuck oder Autos werden mit ihrem Marktwert berechnet.
- Wertpapiere werden nach ihrem Wert am Todestag des Erblassers berechnet
Der optimale Einsatz von Freibeträgen bei der Erbfolge
Gerade bei einem größeren Erbe spielt die Minimierung der Höhe der Erbschaftssteuer eine große Rolle. Da der Freibetrag pro Erbe gilt, kann die Verteilung auf mehrere Erben die Steuerbelastung reduzieren oder komplett vermeiden. Die höchsten Freibeträge gelten bei der Erbschaftssteuer für Ehepartner und Kinder.
Erbschaftssteuer Freibetrag Geschwister: Spezielle Tipps und Gestaltungsmöglichkeiten
Da der Freibetrag bei der Erbschaftssteuer für Geschwister mit nur 20.000 Euro sehr gering bemessen ist, ist es wichtig, Gestaltungsspielräume zu kennen. Mit vorausschauender Planung und entsprechenden Maßnahmen zu Lebzeiten kann die Steuerbelastung für die eigenen Geschwister gesenkt werden.
Problematik beim Erben von Immobilien unter Geschwistern
Durch den geringen Freibetrag bei der Erbschaftssteuer unter Geschwistern tritt vor allem beim Vererben von Immobilien ein Problem auf.
Angenommen, eine vermietete Immobilie ist 500.000 Euro wert. Nach Abzug der Erfallkostenpauschale, der Steuerbefreiung bei vermieteten Immobilien und dem persönlichen Freibetrag, bleiben 419.700 Euro steuerpflichtiges Erbe. Darauf wird ein Steuersatz von 25 % angewendet. Die Summer der Erbschaftssteuer beträgt 104.925 Euro.
Der Erbe hat nun folgende Optionen, wenn er das Geld nicht hat:
- Einen Kredit für die Zahlung der Steuer aufnehmen
- Die Immobilie verkaufen
Frühzeitige Planung und rechtzeitige Schenkungen
Jedem Menschen steht es frei, sein Vermögen an jemand anderen zu verschenken. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass auch Schenkungen im Erbfall berücksichtigt werden können. Das ist dann der Fall, wenn die Schenkung innerhalb der letzten zehn Jahre vor dem Tod des Erblassers eingetreten ist. Dann fällt Schenkungssteuer an, für die ebenfalls ein Freibetrag gilt. Verstirbt ein Erblasser im ersten Jahr nach der Schenkung, wird die Schenkung in voller Höhe angerechnet. Anschließend verliert die Schenkung jedes Jahr 10 % an Wert.
Nutzung des Freibetrags durch mehrere Geschwister
Der Freibetrag bei der Erbschaftssteuer (oder Schenkungssteuer) gilt pro Schwester bzw. Bruder. Die Höhe der Steuer lässt sich also reduzieren, wenn das Erbe auf mehrere Geschwister übergeht. Sie bilden dann eine Erbengemeinschaft und verteilen das Erbe im Rahmen der Erbauseinandersetzung, falls es kein Testament gibt.
Strategien zur Minimierung der Erbschaftssteuerbelastung
Die gängigsten Strategien zur Minimierung der Höhe der Erbschaftssteuer sind:
- Verteilung auf mehrere Erben
- Schenkungen zu Lebzeiten
- Einsetzen eines Vermächtnisses
- Steuerbegünstigte Vermögensübertragungen nutzen
- Begünstigte in der Lebensversicherung benennen
Die Relevanz der Erwachsenenadoption zur Steueroptimierung
Adoptierte Kinder haben im Erbrecht die gleichen Rechte wie leibliche Kinder. Daher kann die Erwachsenenadoption ein Mittel sein, um die Höhe der Erbschaftssteuer zu reduzieren. Natürlich ist eine Adoption unter Geschwistern nicht möglich. Jedoch nutzen immer wieder Menschen die Adoption, um eine andere Person zu adoptieren und als Erben einzusetzen. Damit lässt sich die Erbschaftssteuer deutlich reduzieren.
Wann ist eine Erwachsenenadoption sinnvoll?
Eine Erwachsenenadoption ist dann sinnvoll, wenn etwa zwischen einem Erwachsenen und einem inzwischen volljährigen Kind eine Art Familienband gewachsen ist. Es ist gesetzlich geregelt, dass ein Eltern-Kind-Verhältnis für die Adoption bestehen muss. Steuerrechtliche Gründe, um die Höhe der Erbschaftssteuer zu reduzieren, können hinzukommen, dürfen aber nicht ausschlaggebend sein.
Rechtliche Grundlagen und steuerliche Auswirkungen
Da adoptierte Kinder rechtlich gesehen, gleichgestellt sind, wie leibliche Kinder, gilt für sie bei der Erbschaftssteuer ein Freibetrag von 400.000 Euro. Die Adoption findet beim Familiengericht statt. Man unterscheidet gesetzlich zwei Varianten:
- Die schwache Erwachsenenadoption
- Die starke Erwachsenenadoption
Die schwache Erwachsenenadoption
Bei der schwachen Erwachsenenadoption bleiben die Beziehungen zu den leiblichen Eltern aufrecht. Das erwachsene Adoptivkind kann also bis zu vier Elternteile haben. Das bedeutet auch, dass es rechtmäßig von vier Personen erben kann. Für jedes Erbe gilt erneut der Freibetrag der Erbschaftssteuer.
Die starke Erwachsenenadoption
Bei der starken Erwachsenenadoption erlischt das Verwandtschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern. Damit erlöschen auch alle erbrechtlichen Ansprüche in Bezug auf die leiblichen Eltern. Vererben die leiblichen Eltern der Person etwas, gelten laut Tabelle zu den Verwandtschaftsgraden bei der Erbschaftssteuer die gleichen Regeln wie bei einem nicht-familiären Erbe. Der Freibetrag für die Steuer liegt bei 20.000 Euro und es wird Steuerklasse III angewendet.
Fazit zu Erbschaftssteuer Freibetrag Geschwister
Geschwister des Erblassers sind gesetzlich bei der Erbschaftssteuer nur mit einem geringen Freibetrag von 20.000 Euro versehen. Bei Vermögen über diesem Wert fällt die Erbschaftssteuer an. Die Verteilung auf mehrere Geschwister und Schenkungen zu Lebzeiten können die Belastung bei der Steuer reduzieren.
FAQs zu Erbschaftssteuer Freibetrag Geschwister
Wer muss Erbschaftssteuer zahlen?
Jeder Erbe, der den Freibetrag überschreitet, muss die Steuer an das Finanzamt zahlen.
Wie hoch ist der Freibetrag für Geschwister bei der Erbschaftssteuer?
Geschwister haben einen Freibetrag von 20.000 Euro.
Welche Steuersätze gelten für Erbschaften über dem Freibetrag?
Die Steuersätze liegen zwischen 15 und 43 %. Besteuert wird mit Steuerklasse II.
Wie kann man die Steuerbelastung beim Erben unter Geschwistern minimieren?
Die Verteilung des Erbes auf mehrere Geschwister und Schenkungen zu Lebzeiten können die Steuerbelastung senken.
Was passiert, wenn das geerbte Vermögen die Freibetragsgrenze überschreitet?
Dann ist es nötig, die Erbschaft dem Finanzamt zu melden und eine Erbschaftssteuererklärung anzufertigen.