Grundlegendes zur Erbschaftssteuer in Deutschland
Die Erbschaftssteuer ist in Deutschland im Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz geregelt. Es handelt sich um eine Steuer, die von den Bundesländern erhoben wird. Die Höhe der Erbschaftssteuer hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Steuerwert des Erbes
- Verwandtschaftsgrad
- Steuerklasse
- Steuersatz
- Freibeträge
Definition und historischer Hintergrund der Erbschaftssteuer
Die Erbschaftssteuer geht bereits auf das Jahr 1906 zurück. Damit ist sie eine der ältesten Steuerarten in Deutschland. Die Erbschaftssteuer ist ein sozialstaatliches Instrument. Sie soll dazu beitragen, dass sich Reichtum nicht nur in wenigen Familien vergrößert. Daher müssen Vermögende von ihrem Erbe etwas an den Staat abgeben. Die Höhe der Erbschaftssteuer wird im Einzelfall berechnet.
Warum wird ein Erbfall besteuert?
Ein Erbfall wird in Deutschland besteuert, weil die Erbschaftssteuer dabei helfen soll, Reichtum gleichmäßiger zu verteilen. Ohne die Erbschaftssteuer würde Reichtum in privilegierten Kreisen immer weiter anwachsen und der Staat würde leer ausgehen. Um den Mittelstand zu schonen, gibt es für die Erbschaftssteuer einen Freibetrag. Besteuert wird erst, wenn das persönliche Erbe, diesen Freibetrag übersteigt.
Zuständigkeiten: Wer erhebt die Erbschaftssteuer?
Die Erbschaftssteuer zu berechnen und einzufordern, ist Sache der Bundesländer. Sie delegieren diese Aufgabe an das Finanzamt. Es ist das Finanzamt, das für den Wohnort des Erben zuständig ist.
Bedeutung von Steuerklassen und Verwandtschaftsgrad
Die Höhe der Erbschaftssteuer hängt unter anderem von der Steuerklasse und dem Verwandtschaftsgrad ab. Je näher der Verwandtschaftsgrad ist, desto höher ist der Freibetrag.
Freibeträge der Erbschaftssteuer verstehen
Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuergesetz
Das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG) regelt die Freibeträge und die Höhe der Erbschaftssteuer. Es regelt folgende Fälle:
- Erbe
- Schenkungen
- Zweckzuwendungen
- Vermögen von Familienstiftungen
Wer profitiert von welchem Freibetrag?
Der Freibetrag hängt vom Grad der Verwandtschaft zum Erblasser ab. Für die einzelnen Gruppen gelten die folgenden Freibeträge aus dieser Verwandtschaftsgrad Tabelle:
- Ehepartner und eingetragene Lebenspartner: 500.000 Euro
- Kinder, Stiefkinder, Adoptivkinder: 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern bereits verstorben sind): 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern noch leben): 200.000 Euro
- Großeltern, Eltern und Urenkel: 100.000 Euro
- Geschwister und deren Kinder (Nichten und Neffen): 20.000 Euro
- Stiefeltern, Schwiegerkinder, Schwiegereltern: 20.000 Euro
- Geschiedene und getrennte Ehepartner/Lebenspartner: 20.000 Euro
- Jeder andere Erbe: 20.000 Euro
Die verschiedenen Steuersätze im Detail
Um die Höhe der Erbschaftssteuer zu berechnen, ist es wichtig, die verschiedenen Steuersätze im Detail zu kennen.
Erbschaftssteuer Höhe nach Wert des Erbes
Die Höhe der Erbschaftssteuer ist ein Faktor für die Berechnung. Desweiteren wird der Verwandtschaftsgrad hinzugezogen. Er beeinflusst wiederum, welcher Steuerklasse ein Erbe zugeordnet wird.
Steuerprogression in den einzelnen Steuerklassen
In den einzelnen Steuerklassen fällt eine Steuerprogression an.
- Steuerklasse I: zwischen 7 und 30 %.
- Steuerklasse II: zwischen 15 bis 43 %.
- Steuerklasse III: zwischen 30 und 50 %
Der Höchststeuersatz in Deutschland beträgt 50 %. Er fällt in Steuerklasse III ab einem Erbe von 6 Millionen Euro an.
Erbschaftssteuer berechnen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Um die Erbschaftsssteuer zu berechnen, benötigen Sie folgende Angaben:
- Höhe des Erbes
- Verwandschaftsgrad
- Ausgaben in Bezug auf die Erbschaft
Bei jedem Erbe lassen sich Kosten absetzen. Das können die tatsächliche Kosten sein. Es ist jedoch auch möglich, eine Erbfallkostenpauschale in Höhe von 10.300 Euro anzusetzen. Für die Pauschale ist kein Nachweis nötig.
Im ersten Schritt gilt es, den Verwandtschaftsgrad zu bestimmen. Daraus ergeben sich die Freibeträge. Liegt das Erbe unter dem Freibetrag ist das Erbe steuerfrei. Liegt das Erbe trotz abzugsfähigen Kosten über dem Freibetrag, fällt Erbschaftssteuer an. Jeder Steuersatz ist in einer Tabelle vermerkt.
Versorgungsfreibeträge und weitere abzugsfähige Posten
Neben dem generellen Freibetrag steht den nahen Verwandten zusätzlich der Versorgungsfreibetrag zu. Er ist in $17 ErbStG geregelt und umfasst folgende Beträge:
- Ehepartner: 256.000 Euro
- Kinder bis 5 Jahre: 52.000 Euro
- Kinder zwischen 5 und 10 Jahren: 41.000 Euro
- Kinder zwischen 10 und 15 Jahren: 30.700 Euro
- Kinder zwischen 15 und 20 Jahren: 20.500 Euro
- Kinder zwischen 20 und 27 Jahren: 10.300 Euro
Versorgungsfreibeträge und ihre Voraussetzungen
Der Versorgungsfreibetrag steht generell nur Ehepartnern und Kindern zur Verfügung. Als Kinder gelten in diesem Fall:
- Leibliche Kinder
- Adoptivkinder
- Stiefkinder
- Enkel, deren Eltern bereits verstorben sind
Wenn ein Erbe Anspruch auf einen anderen, steuerfreien Versorgungsbezug hat, gelten die Freibeträge nicht. Als solche Bezüge gelten etwa:
- Witwenrente/Witwerrente
- Waisenrente
Ist das der Fall, müssen Sie den Kapitalwert der Rente vom Freibetrag abziehen.
Absetzbare Kosten und Pauschalen bei der Erbschaftssteuererklärung
Im Rahmen eines Erbes definiert das Erbschaftssteuergesetz abzugsfähige Kosten. Das sind alle Kosten, die einen Bezug zum Tod des Erblassers haben, wie:
- Kosten für das Begräbnis
- Kosten für das Grab und die Grabpflege
- Ausstellen des Erbscheins
- Kosten im Rahmen der Testamentseröffnung
- Nachlassverbindlichkeiten des Erblassers
Sie können die tatsächlichen Kosten geltend machen. Ebenso ist es möglich, die Erbkostenpauschale geltend zu machen. Sie beträgt 10.300 Euro. Ein Nachweis ist in diesem Fall nicht nötig. Die abzugsfähigen Kosten können die Höhe der Erbschaftssteuer reduzieren.
Gestaltungsmöglichkeiten: Erbschaftssteuer legal minimieren
Im Bereich der Erbschaftssteuer gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Höhe legal zu minimieren. Dazu gehört etwa die Aufteilung des Erbes auf mehrere Personen oder die Nutzung der 10-Jahres-Frist für Schenkungen
Aufteilung des Erbes auf mehrere Personen
Der Freibetrag bei der Steuer gilt nicht pro Erblasser, sondern pro Person. Daher lässt sich die Steuerlast einfach minimieren, wenn das Erbe auf mehrere Personen aufgeteilt wird. Ein Klassiker ist, dass Großeltern etwa Kinder und Enkelkinder als Erben einsetzen und damit die Erbschaftssteuer minimieren. Auch Schenkungen oder ein Supervermächtnis im Berliner Testament werden gerne genutzt. Ebenso ist eine Heirat die Möglichkeit, die Steuer zu minimieren.
Erbschaftsteuerliche Vergünstigungen für Betriebsvermögen
Wird im Rahmen einer Erbschaft Betriebsvermögen vererbt, gibt es zahlreiche Steuererleichterungen. Der Fachbegriff, um die Höhe der Erbschaftssteuer zu reduzieren, lautet Regelverschonung. Für Betriebsvermögen ist ein Verschonungsabschlag in Höhe von 85 % möglich, wenn der Wert unter 26 Millionen Euro liegt. Zusätzlich ist ein Abzugsbetrag in Höhe von maximal 150.000 Euro möglich.
Nutzung von Schenkungen zur Steuerreduktion
Jedem Menschen steht es zu Lebzeiten frei, sein Vermögen zu verschenken. In Bezug auf ein späteres Erbe kann das eine gute Idee sein, um etwa die Erbschaftssteuer für die Kinder zu reduzieren. Schenkungen werden bei der Berechnung der Höhe der Erbschaftssteuer beachtet, jedoch gilt hier die 10-Jahres-Frist.
Beispiel für den Schenkungssteuer Freibetrag
Mit einer Schenkung lässt sich der Schenkungssteuer Freibetrag realisieren. Angenommen, ein Vater schenkt seiner Tochter 100.000. Verstirbt er im Laufe von zehn Jahren nach der Schenkung, wird die Schenkung zur Berechnung der Erbschaftssteuer herangezogen. Jedoch wird die Schenkung in jedem Jahr um 10 % weniger berücksichtigt. Stirbt der Erblasser im Jahr nach der Schenkung, wird die Schenkung in voller Höhe berücksichtigt. Stirbt er nach 6 Jahren, werden nur noch 40 % berücksichtigt. In diesem Fall also 40.000 Euro.
Erbschaftssteuererklärung: Anleitung und hilfreiche Tipps
Die Erbschaftssteuererklärung kann – je nach Art des Vermögens – eine komplexe Angelegenheit sein. Die Ausfüllhilfe des Finanzamt und die Beratung durch einen Steuerberater können notwendig sein. So kann der Erbschaftssteuer Freibetrag optimal genutzt werden.
Ausfüllhilfe zur Erbschaftssteuererklärung und Fristen
Ein Erbe muss innerhalb von drei Monaten nach dem Tod des Erblassers dem zuständigen Finanzamt gemeldet werden. Es ist möglich, beim Finanzamt um eine Verlängerung der Abgabefrist zu bitten. Nach Abgabe der Erklärung berechnet das Finanzamt die Höhe der Erbschaftssteuer. Es kann allerdings bis zu einem Jahr dauern, bis der Bescheid ergeht.
Jedes Finanzamt stellt für die Erbschaftssteuererklärung Vordrucke und Ausfüllhilfen zur Verfügung. Wenn Ihnen das Ausfüllen zu komplex ist, können Sie sich dafür an einen Steuerberater wenden.
Die Rolle von Steuerberatern und Fachanwälten im Erbfall
Steuerberater und Fachanwälte für Erbrecht sind kompetente Berater, wenn es um das berechnen der Erbschaftssteuer geht. Gerade, wenn es um hohe Vermögenswerte geht, ergibt es Sinn, sich bereits zu Lebzeiten beraten zu lassen. So kann das Erbe steuerminimierend an die nächste Generation weitergegeben werden. Das hat zwei Vorteile:
- Im besten Fall sparen die Erben Erbschaftssteuer.
- Konflikte im Rahmen der Erbauseinandersetzung werden vermieden.
Fazit zu Erbschaftssteuer berechnen
In Deutschland gelten für die Erbschaftssteuer für nahe Verwandte hohe Freibeträge. Ehepartner erben etwa 500.000 Euro steuerfrei und können zusätzlich einen Versorgungsfreibetrag geltend machen. Zusätzlich gibt es durch die Aufteilung des Erbes oder Schenkungen zu Lebzeiten die Möglichkeit, die Steuer legal zu minimieren. Je nach Verwandtschaftsgrad, Höhe des Erbes und Steuerklasse beträgt die Erbschaftssteuer in Deutschland zwischen 7 und 50 %.
FAQs zu Erbschaftssteuer berechne
Wer muss Erbschaftssteuer zahlen?
Die Erbschaftssteuer fällt dann, wenn der Wert des Erbes den Freibetrag übersteigt. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Alleinerben oder ein Mitglied einer Erbengemeinschaft handelt.
Welche Freibeträge gibt es?
Die Freibeträge sind abhängig vom Verwandtschaftsgrad:
- Ehepartner und eingetragene Lebenspartner: 500.000 Euro
- Kinder, Stiefkinder, Adoptivkinder: 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern bereits verstorben sind): 400.000 Euro
- Enkel (wenn die Eltern noch leben): 200.000 Euro
- Großeltern, Eltern und Urenkel: 100.000 Euro
- Alle anderen Erben: 20.000 Euro
Wie hoch sind die Steuersätze?
Das hängt von der persönlichen Steuerklasse ab.
Wie und wann muss die Erbschaftssteuer gezahlt werden?
Ein Erbe muss das Erbe innerhalb von drei Monaten nach dem Tod an das Finanzamt melden. Das Finanzamt versendet den Erbschaftssteuerbescheid mit Zahlungsaufforderung innerhalb eines Jahres.
Gibt es Möglichkeiten, die Erbschaftssteuer zu minimieren?
Eine legale Möglichkeit dazu, ist eine Schenkung bereits zu Lebzeiten. Auch ein Testament in dem Großeltern etwa das Erbe an Kinder und Enkelkinder verteilen, kann die Steuerlast des einzelnen Erben senken.