Ein Alleinerbe ist der alleinige Erbe eines Nachlasses. In der Regel wird der Alleinerbe durch ein Testament oder einen Erbvertrag bestimmt. Gegenüber Gläubigern und den Pflichtteilsberechtigten ist er zur Auskunft bzw. Auszahlung verpflichtet. Manchmal kann das Alleinerbe auch mit einem Vermächtnis beschwert sein.
Definition eines Alleinerben im deutschen Erbrecht
Der Begriff des Alleinerben ist im deutschen Erbrecht in § 1937 BGB definiert. Demnach wird ein Alleinerbe durch den Erblasser per einseitiger Verfügung bestimmt und gilt – je nach Pflichtteilsberechtigten – als Alleinerbe oder als Haupterbe.
Was bedeutet Alleinerbe nach §1937 BGB?
Alleinerbe zu sein, bedeutet demnach, dass eine Person aufgrund eines Testaments oder eines Erbvertrags (nach §1941 BGB) der einzige Erbe für den eigenen Nachlass ist. Er ist in jedem Fall der Haupterbe.
Abgrenzung zum Vorerbe und Nacherbe
Ein Vorerbe und ein Nacherbe sind Erben desselben Erblassers. Gerade unter Ehepaaren ist es gängige Praxis, Vorerben und Nacherben einzusetzen. Der Vorerbe ist dann der Ehepartner und als Haupterbe durch die Erbschaft finanziell abgesichert. So darf der Vorerbe etwa über das Geld des Erblassers verfügen und es ausgeben. Er darf aber andererseits keine Vermögensgegenstände veräußern, also das Haus verkaufen. So soll sichergestellt sein, dass etwa die Kinder finanziell abgesichert sind und das Haus später auf sie übergeht.
Das Testament als Grundlage für die Alleinerbschaft
In manchen Konstellationen gibt es automatisch nur einen einzigen gesetzlichen Erben. Das ist dann der Fall, wenn bei einem Ehepaar der Mann bereits verstorben ist und es nur ein Kind gibt. Das Kind wird dann automatisch zum alleinigen Erben. Bei einer kinderlosen Person, deren Eltern schon verstorben sind und die nur eine Schwester hat, ist die Schwester Alleinerbin. In vielen anderen Konstellationen gibt es jedoch mehrere Personen, die erbberechtigt sind. Dann ist ein Testament die Grundlage für die Alleinerbschaft.
Pflichtteil und seine Auswirkungen auf die Alleinerbschaft
Muss ein Alleinerbe den Pflichtteil auszahlen? Auch wenn es ein Testament gibt, in dem ein Alleinerbe eingesetzt ist, können die Pflichtteilberechtigten immer ihren Anspruch auf den Pflichtteil geltend machen. Ist eine Ehefrau als Alleinerbin eingesetzt, haben die Kinder immer Anspruch auf den Pflichtteil.
Wer hat Anspruch auf einen Pflichtteil?
Anspruch auf den Pflichtteil haben grundsätzlich Ehepartner und Kinder. Auch die Eltern gehören zu den Personen, die unter Umständen einen Pflichtteil geltend machen können. Kinder können ihren Pflichtteil gegenüber jedem Alleinerben geltend machen.
Wie wird der Pflichtteil geltend gemacht?
Wer einen Pflichtteil geltend machen kann, wird in der Regel vom Nachlassgericht informiert. Die Berechtigten müssen den Pflichtteil dann vom Alleinerben schriftlich einfordern. Der im Testament eingesetzte Erbe ist verpflichtet, den Pflichtteil auszuzahlen.
Verjährungsfristen des Pflichtteilsanspruchs
Erben, die ihren Pflichtteil geltend machen wollen, haben dafür drei Jahre Zeit. Die Frist beginnt mit Ende des Jahres, in dem man vom Erbfall Kenntnis erlangt hat. Nach dieser Frist ist der Anspruch auf den Pflichtteil gegenüber dem Alleinerben erloschen.
Der Rechtsanspruch des Alleinerben auf den Erbschein
Ein Erbschein kann von folgenden Stellen gefordert werden, um sich als Erbe zu legitimieren:
- Banken
- Versicherungen
- Ämtern
- Eigentümververwaltungen bei Immobilien
Als alleiniger Erbe hat man einen Rechtsanspruch auf den Erbschein. Er kann beim Nachlassgericht gegen eine Gebühr beantragt werden.
Die Verantwortlichkeiten eines Alleinerben bei Immobilien
Befinden sich in der Erbmasse Immobilien, gehen alle Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Immobilien auf den Alleinerben über. Das bezieht sich auf die Rechte und die Pflichten, die mit der Immobilie einhergehen.
Übertragung und Haftung von Immobilienverbindlichkeiten
Ist eine Immobilie noch nicht abbezahlt und läuft ein Kredit auf die Immobilie, geht dieser automatisch auf den Alleinerben über. Er ist dafür verantwortlich, dass die monatlichen Raten gezahlt werden. Ebenso verhält es sich mit der Haftung. Tritt ein Schadensfall gegenüber Dritten ein, haftet der Alleinerbe.
Kann ein Alleinerbe ein Haus verkaufen ohne Erbschein?
Es stellt sich die Frage, ob ein Alleinerbe ein Haus verkaufen kann. Ja, das ist möglich. Um eine geerbte Immobilie verkaufen zu können, muss der Erbe nachweisen, dass er der rechtmäßige Erbe ist. Die Legitimation kann entweder durch einen Erbschein oder durch ein notariell beglaubigtes und eröffnetes Testament erfolgen.
Ehefrau als Alleinerbin und die Besonderheiten des Pflichtteils der Kinder
Nicht selten setzen sich Eheleute gegenseitig als alleinige Erben ein. Das dient der Absicherung des überlebenden Ehepartners. Gibt es etwa eine gemeinsame Immobilie ist sichergestellt, dass der Ehepartner auch nach dem Tod des anderen Partners dort wohnen bleiben kann. Ist die Ehefrau Alleinerbin, können die Kinder ihren Pflichtteil dennoch einfordern.
Wie hoch ist der Pflichtteil der Kinder?
Auch wenn die Ehefrau Alleinerbin ist, haben die Kinder Anspruch auf ihren Pflichtteil. Hat das Paar zwei Kinder hat jedes der Kinder einen Anspruch von ⅙. Das ist die Hälfte des gesetzlichen Anspruchs. In der Praxis kommt es jedoch immer wieder vor, dass die Kinder auf ihren Pflichtteil verzichten und erst später das verbliebene Erbe auseinandersetzen.
Alleinerben und die Verpflichtung zur Pflichtteilsauszahlung
Ein Alleinerbe muss den Pflichtteil auszahlen, wenn die pflichtteilberechtigten Erben diesen beantragen. In manchen Fällen ist es nötig, dass der Erbe dafür Immobilien verkaufen.
Berechnung des Pflichtteils
Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs. Wie hoch dieser ist, ist im Einzelfall zu ermitteln. Verstirbt ein Elternteil und das Paar hat drei Kinder, beträgt der gesetzliche Erbanspruch ¼. Der Pflichtteil beträgt somit ⅛. Er muss vom Haupterben ausgezahlt werden.
Auszahlung des Pflichtteils und Steuerfragen
Übersteigt der Pflichtteil die Grenze für den Steuerfreibetrag der Erbschaftssteuer, fällt keine Erbschaftssteuer an. Wird die Grenze überschritten, muss der Haupterbe Erbschaftssteuer an das Finanzamt zahlen.
Wie hoch ist der Freibetrag bei der Erbschaftssteuer?
Für unterschiedliche Verwandtschaftsgrade gelten unterschiedliche Freibeträge:
- Ehepartner haben einen Freibetrag von 500.000 Euro.
- Erben Kinder von ihren Eltern, beträgt der Freibetrag 400.000 Euro.
- Enkel, deren Eltern noch leben, haben einen Freibetrag von 200.000 Euro.
- Für Urenkel, Eltern und Großeltern gilt ein Freibetrag von 100.000 Euro.
- Geschwister, deren Kinder, Stiefeltern, Schwiegerkinder, Schwiegereltern, geschiedene Ehegatten und alle anderen Erben haben nur einen Freibetrag von 20.000 Euro.
Alleinerbe: Verkauf von Nachlassgegenständen und Steuerpflicht
Ein Alleinerbe kann – nach Auszahlung des Pflichtteils an die Berechtigten – über das Erbe frei verfügen. Er kann daher auch Gegenstände aus dem Nachlass verkaufen. Es sei denn, im Testament gab es eine Verfügung, die das verbietet. Es kann immer sein, dass ein Alleinerbe mit einem Vermächtnis beschwert ist. Dann muss der Erbe einen Teil an den Vermächtnisnehmer abgeben. Wird etwa eine Immobilie aus dem Nachlass verkauft, kann es sein, dass auf den Verkauf Spekulationssteuer anfällt.
Immobilienertragssteuer beim Erbe
Ob Immobilienertragssteuer anfällt, ist im Einzelfall zu prüfen. Der Haupterbe tritt nämlich in die Fußstapfen des Erblassers. Das Fußstapfen Prinzip besagt, dass der Erbe steuerlich ebenso behandelt wird, wie der Erblasser.
Einsetzen eines Alleinerben durch einen Erbvertrag
Ein Alleinerbe kann durch ein Testament oder einen Erbvertrag eingesetzt werden. Häufig wird der Erbvertrag gemeinsam mit einem Ehevertrag geschlossen. Damit er gültig ist, muss der Erbvertrag notariell beurkundet werden. Der Erblasser muss für den Erbvertrag voll geschäftsfähig sein.
Vergleich: Testamentarische Alleinerbschaft vs. Erbvertrag
Die Alleinerbschaft auf Basis eines Testaments wird vom Erblasser allein verfügt. Ein Erbvertrag hingegen wird mindestens von zwei Personen geschlossen. In den meisten Fällen sind dies die Ehepartner. Sie setzen sich oft beim Tod gegenseitig als Alleinerben per Testament oder Erbvertrag ein, um den verbleibenden Partner finanziell abzusichern.
Widerruf und Anfechtung von Erbverträgen
Ein Widerruf des Erbvertrags ist nur dann möglich, wenn die Parteien dies bereits beim Abschluss vereinbaren. Zudem ist es möglich, dass beide Parteien den Vertrag gemeinsam aufheben. Selbstverständlich ist es auch möglich, den Erbvertrag vor Gericht anzufechten.
Fazit zum Thema Alleinerbe
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mensch per Testament oder Erbvertrag einen einzigen Erben für den Fall seines Todes einsetzt. Der Alleinerbe erbt dann das ganze Vermögen inklusive der Rechte und Pflichten. Er muss jedoch an die pflichtteilberechtigten Personen den Pflichtteil auszahlen, sofern diese einen Antrag dafür stellen. Übersteigt das Alleinerbe den Freibetrag für die Erbschaftssteuer muss der Erbe die Steuer an das Finanzamt abführen.
FAQs zum Thema Alleinerbe
Welche Rechte hat ein Alleinerbe?
Ein Alleinerbe kann über das Erbe frei verfügen. Er muss sich nicht mit anderen Miterben abstimmen und kann Entscheidungen alleine treffen. Erbt jemand, als Alleinerbe eine Immobilie, kann er selbst entscheiden, ob er die Immobilie selbst nutzen möchte, vermietet oder verkauft. Hat der Erblasser die Nutzung der Immobilie jedoch eingeschränkt, muss sich auch ein Alleinerbe daran halten.
Welche Pflichten muss ein Alleinerbe erfüllen?
Alle Pflichten aus dem Erbe gehen auf den Alleinerben über. Dazu gehört es etwa, die noch offenen Rechnungen des Verstorbenen zu begleichen. Darüber hinaus gehen auch die Pflichten aus etwaigen Eigentum auf den Alleinerben über.
Wie wirkt sich ein Testament auf die Rolle des Alleinerben aus?
Jeder Erblasser kann in einem Testament eine Person als einzigen Erben einsetzen. Das kann ein Familienangehöriger, aber auch jede andere natürliche oder juristische Person sein. Gibt es jedoch noch Verwandte mit einem Anspruch auf den Pflichtteil, zum Beispiel die eigenen Kinder, erhalten diese dennoch ihren Pflichtteil. Der Pflichtteil ist die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs. Der Erbe muss diesen Pflichtteil auszahlen.
Muss ein Alleinerbe Erbschaftssteuer zahlen?
Die Höhe der Erbschaftsteuer richtet sich nach der Höhe des Erbes und der Beziehung zum Erblasser. Da alleinige Erben häufig ein größeres Vermögen erben, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass er Erbschaftssteuer zahlen muss. Erbt jedoch ein Sohn als alleiniger Erbe ein Vermögen, das unter der Freigrenze von 400.000 Euro liegt, fällt auch in diesem Fall keine Erbschaftssteuer an. Bei einer Erbschaft außerhalb der Familie, sind die Grenzen für die Erbschaftssteuer geringer.
Kann ein Alleinerbe das Erbe ablehnen?
Jeder Mensch kann ein Erbe ausschlagen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen Alleinerben oder eine Erbengemeinschaft handelt. Schlägt jemand ein Erbe aus, rückt die nächste Person in der gesetzlichen Erbfolge als Erbe nach.